Viktor
wurde im Frühling 1944 geboren –
und sah seinen Vater nie wieder
Ein Kind der Aufopferung, ein Kind des Krieges
ein weiterer Sohn, der nach Leningrad nie mehr einen
Vater hatte
Er ging zur Schule und lernte, dem Staat zu dienen
befolgte die Regeln und trank seinen Wodka pur
Der einzige Weg zu leben bestand darin, den Hass hinunter
zu spülen
Ein russisches Leben war sehr traurig, und
auch das Leben in Leningrad war so
Ich wurde 1949 geboren –
ein Kind des kalten Krieges in der McCarthy-Zeit
„Stoppt sie am 38sten Breitengrad“
„Schickt die Rot-Gelben in die Hölle“
Und Kinder des kalten Krieges waren schwer zu töten
unter Ihren Schultischen während der Luftschutz-Übungen
Hatten sie denn nicht gehört, dass wir den Krieg
gewonnen hatten?
Wofür kämpften sie denn noch weiter?
Viktor wurde in eine Garnisons-Stadt der Roten Armee
geschickt,
leistete seine Wehrdienst-Zeit und wurde ein Zirkus-Clown
Die größte Freude, die er jemals fand,
lag darin, russische Kinder zum Lachen zu bringen
und eben die Kinder, die in Leningrad lebten.
Kinder lebten auch in Levittown,
verbargen sich in unterirdischen Luftschutzräumen,
bis die Sowjets ihre Schiffe umdrehen ließen
und die Raketen auf Kuba abbauten.
In jener strahlenden Oktobersonne wussten wir,
dass die Tage unserer Kindheit vorbei waren
und ich sah meine Freunde in den Krieg ziehen
wofür kämpften sie denn jetzt noch weiter?
Und so kamen mein Kind und ich zu diesem Ort, um ihn
zu treffen
Auge in Auge, von Angesicht zu Angesicht
Er brachte meine Tochter zum Lachen – erst da
wurde uns klar:
Wir wussten nie was für Freunde wir haben könnten…
…bis wir nach Leningrad kamen
|